Inhalt
0. Er läuft nicht mehr
Alle paar Jahre nehme ich meinen 1. Computer – einen Commodore C64 – wieder kurz in Betrieb. Es ist erstaunlich, dass ein über 30 Jahre altes Gerät problemlos arbeitet.
Das letzte Mal aber das Desaster: hatte ich ihn eine etwas längere Zeit eingeschaltet um ein altes Spiel zu spielen, was auch gelang (das Diskettenlaufwerk ging also auch noch…). Dann plötzlich – schwarz. Abschalten und einschalten half nicht. Aufällig waren 2 heisse RAM-Bausteine. Ich liess ihn auskühlen und versuchte es nach Tagen wieder erfolglos.
1. Vorbereiten zur Reparatur: Netzanschluss
Bevor man ein so altes Gerät ans Stromnetz anschliesst, sollte man vorher Gedanken über die heutige Netzspannung machen, das sind nämlich 230V+-23V. Maximal können das also 253V sein. So hoch ist sie bei mir zuhause nicht (234V), aber immerhin noch deutlich mehr als in den 1980er-Jahren. Aus Vorsicht – der Zustand des vergossenen C64-Netzteils ist unklar – verwende ich jetzt einen Regeltrafo und messe die Ausgänge eine Weile (auch unter simulierter Last). Vermutlich hatte ich mir den C64 damals deswegen geschrottet (den Trafo habe ich mir danach gekauft).
Am Ausgang des Netzteils sollten 5V Gleichspannung und 9V Wechselspannung anliegen. Ganz vorsichtige schalten noch einen Überspannungsschutz zwischen Netzteil und C64, falls der Längseregler (7805) durchbrennen sollte. Anschlussdetails und Toleranzen findet man bei (1).
2. Werkzeuge und Material
Eine normal ausgerüstete Hobby-Werkstatt reicht für die Reparatur aus. Man braucht aber gutes Licht, eine Lupe und unbedingt einen Entlötkolben mit Absaugpumpe, zum Beispiel bei (2). Die mechanischen Pumpen zum Spannen sind ein Garant für Probleme (immerhin sind 128 Pins auf einer doppelagigen Platine zu entlöten). Mein Lötkolben (Ersa Digital 2000) kam dann nicht zum Einsatz, da Manfred die RAMs selber mit einer guten Lötstation einlötete. Mit der Ersa geht das aber auch, sie hat sich jahrelang bewährt.
- Material:
8 x 4164 150ns DRAM Dynamic Ram, z.B. von (3) - 8 x Sockel mit runden Pins (Präzisionsfassungen)
- 1 Schmelzsicherung
Messgeräte:
- Oszilloskop, Multimeter und Wärmebildkamera
- Testmodul von ebay
- Monitor(e) mit Composite-Eingang, Hybrid DVB-T-Stick mit Composite- und Antenneneingang o.ä.
- Schaltpläne des C64 (!)
2. Problemaufnahme
Beim Einschalten blieb der Monitor schwarz – es kamen aber noch einige Möglichkeiten in Frage. Da wir uns systematisch vom Netzteil mit dem Schaltplan in die Stromversorgung im C64 vorarbeiteten, fiel die defekte Sicherung auf dem Board schnell auf. Vermutlich haben defekte Bausteine zu viel Strom gezogen…
Auffällig war die niedrige Spannung von 4.5V auf der 5V-Leitung. Das ist definitiv viel zu wenig. Die 8 heissen RAMs führen zum Verdacht: RAMs defekt – der Klassiker. Die RAMs waren damals schlecht. Aber alle 8? Evtl. zu viel Spannung gekriegt? Beim letzten Einschalten waren es nur 2 heisse.
Am Monitor tat sich aber gar nichts, ein Composite-Monitor konnte nicht synchronisieren. Das Signal am Antenenausgang war aber im Prinzip vorhanden. Der Monitor konnte direkt an der Buchse synchronsieren. Man sah einen Schneesturm und ein paar Linien. Grundsätzlich schien der Video- Teil nicht ganz defekt zu sein. Auch der Antenenausgang lieferte am Hybrid TV-Stick (analog TV, Kanal 36) dieses „Bild“. Später kam heraus, dass das verwendete Video-Kabel von damals falsch beschaltet war (es gab Unterschiede zwischen VC20 und C64 und auch von Serie zu Serie). Blöder Zeitverlust. Der Videoteil funktionierte immer, was aber schwierig zu beurteilen ist, wenn der digitale Teil gar nicht funktioniert.
Wir haben auch das Reset-Signal geprüft. Soweit alles gut.
3. RAMs tauschen
Wir entschlossen uns zum Tausch eines RAMs. Die Wahl fiel auf den heissesten. Das Entlöten ging flott, wäre aber ohne gute Pumpe riskant. Die Spannung an der 5V-Leitung stieg danach um ca. 0.15V. Ermuntert, löteten wir alle RAMs aus.- Jedesmals stieg die Spannung etwas; am Schluss waren es 5V. Ein gutes Zeichen!


Nach dem Entlöten machten wir Schluss. Manfred war aber voll motiviert und lötete zuhause die Sockel gerade noch ein:
4. Tests
Mitten der Nacht kam die Nachricht, dass der C64 wieder funktionere. HURRA. Ich nahm ihn dann in Betrieb – alles funktionierte – und machte später ein paar Messungen.
Das Videosignal sieht gut aus.
Das Bild via analog TV-Signal ist recht ordentlich. Ich finde: besser als vorher.
Der LCD-Monitor zeigte das Bild jetzt an (Composite-Signal), auch der Stick:
Weitere Test machten wir mit einem steckbaren Messmodul von ebay (4). Es enthält 8 per DIP-Switch wählbare Testprogramme im ROM. Einige Test brauchen einen Adapter, die zusätzlich aufgeseteckt werden müssen. Ohne diese erscheinen einige Tests als BAD, es ist aber alles getestet in Ordnung.
5. Spielen
Die Probe aufs Exempel: mit dem Kassettengerät konnte ich sogar noch die originalen Demo-Programme von laufen lassen (es gingen aber nicht mehr alle Kassetten):
6. Fortsetzung folgt
Ich habe mir für irgendwann noch vorgenommen:
- Kühlkörper auf die wichtigeren ICs zu montieren
- Videosignal zu verbesssern. Die Nachbilder/Schatten im Composite-Bild verringern (es gibt Hacks dazu)
- die Datenquellen zu modernisieren (z.B. Emulation des Flppy mit einer SD Card oder via Handy, (5))
7. Informationen
- (1) https://www.c64-wiki.de/wiki/Netzteil
- (2) https://www.elektor.de/products/zd-8965-desoldering-station
- (3) https://www.micromania.ch/
- (4) ebay cespok64 https://www.ebay.at/str/cespok64?_sop=1
- (5) https://www.faszinationc64.de/SD2IEC-SD-Kartenleser-Mini